Themen des GEB

Kommunalwahl 2014 – Positionen der Stuttgarter Parteien zur Kinderbetreuung

Im Vorfeld der Kommunalwahl am 25.05.2014 in Stuttgart wollte der Gesamtelternbeirat der städtischen Kindertageseinrichtungen und Horte in Stuttgart (GEB) von den Parteien und politischen Gruppierungen in Stuttgart wissen, welche Themen Eltern von der Stuttgarter Kommunalpolitik im Hinblick auf Kinderbetreuung in Zukunft zu erwarten haben. Dazu hat der GEB einen Fragenkatalog zusammengestellt und mit der Bitte um Stellungnahmen an die Fraktionen der gegenwärtig im Stadtrat vertretenen Parteien und Bündnisse geschickt.

Um die eingegangenen Antworten der Fraktionen zu unserem Fragenkatalog zu lesen, klicken Sie auf den Namen der jeweiligen Fraktion.

1. Wie schätzen Sie die derzeitige Situation der Kinderbetreuung in Stuttgart ein?

Mit 183 städtischen Einrichtungen und 325 Einrichtungen in freier Trägerschaft ist ein breites Angebot an Kindertageseinrichtungen verfügbar. Bei den Unter 3-jährigen soll bis Ende 2015 ein Versorgungsgrad von 55 % erreicht werden, bei den 3-6-jährigen von 69 %. Bei der Schulkindbetreuung ist der Weg zur (teil-)gebundenen Ganztagesgrundschule bis 2018 geebnet, mit dem Zwischenschritt der Schülerhäuser mit den Hortstandards bei Personalausstattung, Mittagessen und pädagogischem Konzept. Wir unterstützen den zügigen Ausbau der wohnortnahen Betreuungs-Angebote zur frühkindlichen Bildung bis zur Deckung des tatsächlichen Bedarfs. Denn hier werden die Weichen für die Persönlichkeitsentwicklung und soziale Kompetenz unserer Kinder gelegt. Aber es gibt berechtigte Kritik an komplizierten Anmeldungsverfahren und an unzureichenden Qualitätsstandards im neuen Schülerhaus, die wir durchaus teilen. Deswegen müssen Horte in den Stadtteilen erhalten bleiben wo die Schülerhäuser die Qualitätsstandard noch nicht liefern können.
Die Situation der Kinderbetreuung sehen wir in Stuttgart nach wie vor angespannt, aber auf gutem Weg. Wir weisen darauf hin, dass die Stadt Stuttgart nach wie vor vor großen Herausforderungen steht, geeignete Bauplätze oder Immobilien für die Errichtung von Kitas zu finden.
Bei der Betreuung der Kinder aller Altersgruppen bestehen in Stuttgart nicht die gleichen Chancen für alle. Manche Eltern zahlen bis zu 900 Euro für einen Krippenplatz in kleinen Gruppen, viele Kinder werden dagegen in viel zu großen Gruppen betreut. Rechtsanspruch und ökonomische Zwangslage bestimmen die Diskussion, was Kinder für ihre Persönlichkeitsentwicklung brauchen und welches ihre eigenen Wünsche sind, steht leider oft dahinter zurück. Auch die Zahl der Betreuungsplätze für jedes Alter ist nicht ausreichend.

CDU

Wir sind in den vergangenen Jahren große Schritte sowohl in der Quantität wie auch Qualität der Kinderbetreuung vorangekommen. Wir sind aber noch lange nicht am Ziel.

SPD

Nach wie vor angespannt. Bei den Unter-Dreijährigen sind wir zwar inzwischen bei einem Versorgungsgrad von über 50 Prozent; das heißt, wir haben das Angebot in den letzten fünf Jahren nahezu verdoppelt. Nach unserer Einschätzung wird der Bedarf aber weiter steigen, so dass wir seit vielen Jahren konsequent auf einen Versorgungsgrad von 75 Prozent hin arbeiten. Denn alle positiven Zahlen nützen den Eltern nichts, die immer noch händeringend nach einem Platz für ihr Kind suchen.
Der Ausbau der Kinderbetreuung im Bereich von 0 – 3 und 3 – 6 Jahren geht zügig voran. Trotzdem gibt es auch hier noch in einigen Bereichen einen hohen Bedarf. Leider kann der Ausbau nicht so schnell wie gewünscht vorangehen, da es an Erzieherinnen und Erziehern fehlt. Uns ist es wichtig, dass der Ausbau nicht auf Kosten der Qualität geht. Im Bereich der Ganztagesbetreuung ab 6 Jahren klafft noch ein großes Loch. Hier braucht es auch im Hinblick auf den Kita-Ausbau und den damit verbundenen Erwartungen an die weiterführende Betreuung mehr Anstrengungen.

2. Was sind für Sie die drängenden Ziele und Themen bezüglich Kinderbetreuung, die Sie in der kommenden Wahlperiode verfolgen wollen?

Der wesentliche begrenzende Faktor sind die verfügbaren Fachkräfte wie Erzieherinnen und Erzieher. Wir halten an unserem Ziel fest, die gute geleistete Arbeit auch angemessen zu entlohnen, um Anreize für diesen Beruf zu schaffen. Die Mängel im Online-Anmeldesystem Kits müssen behoben werden. Dabei halten wir eine Zentralvergabe der Plätze – unter Berücksichtigung der individuellen Wünsche der Eltern zu Trägerschaft und Modell – für einen sinnvollen Weg. Da wir die frühkindliche Bildung als Teil des öffentlichen Bildungswesens betrachten, muss die Kita grundsätzlich beitragsfrei sein. Gleiches gilt für ein qualitativ hochwertiges Mittagessen, das aus unserer Sicht vor Ort zubereitet werden sollte, als pädagogischer Baustein. Vernachlässigt wurde die Qualität der Außenanlagen von Kitas. Hier muss deutlich mehr passieren, um eine anregende und gesunde Spielumgebung zu schaffen.
Im Mittelpunkt steht für uns Freie Wähler das Wohl des Kindes. Kinder brauchen für ihre gelingende Entwicklung eine enge und intensive Bindung an einige wenige Betreuungspersonen. Wir wollen uns um dieses Thema in der neuen Legislatur intensiv kümmern. Im Zusammenhang mit Inklusion werden wir die weiteren Entwicklungen begleiten und immer wieder die Chancen und Grenzen der Inklusion diskutieren.
Was wir schnell brauchen: Sofortige Verwirklichung des Anspruchs auf einen Kitaplatz – kostenlose frühe Bildung und Kinderbetreuung – Aufwertung des Erzieher_innenberufs auch durch bessere Bezahlung – für jede KiTa eine ausreichende Personaldecke – ein kostenloses gesundes Essen für alle Schüler und Kinder in KiTas, ohne Stigmatisierung von Kindern aus armen Familien – Barrierefreiheit um eine inklusive Betreuung zu ermöglichen – Erhalt der Horte dort, wo die Einrichtung von Schülerhäusern und Ganztagsschulen noch nicht möglich ist.

CDU

Wir müssen zuallererst den Fokus auf die Gewinnung von engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für unsere Kitas legen. Wenn es uns zusätzlich zur Erhöhung der Zahl der Beschäftigten gelingt, den Anteil der männlichen Betreuer zu erhöhen, wäre das toll. Ein zentraler Punkt ist dabei sicher die Bezahlung, der Gemeinderat hat ja mit der 100 € Zulage im letzten Haushalt ein erstes Zeichen gesetzt. Dazu kommt die Aufgabe die Qualität der Betreuung noch mehr zu steigern, gerade im Bereich der Sprachförderung. Und nicht zuletzt gilt es die Betreuungszeiten flexibler zu gestalten, gerade auch für berufstätige Eltern außerhalb der „klassischen“ Arbeitszeiten z.B. samstags.

SPD

Die drängendsten Themen sind zum einen weiter die Schaffung von Plätzen, zum anderen aber auch die qualitative Weiterentwicklung in unseren Kindertagesstätten. Wir wollen die Bildungs- und Sprachförderung ausbauen, unsere Kitas zu Kinder- und Familienzentren fortentwickeln und die Weiterbildung für ErzieherInnen intensivieren. Außerdem brennt uns der Fachkräftemangel auf den Nägeln – denn ohne genügend Personal nützen die schönsten Plätze nichts.
Der weitere Ausbau der Kitas und vor allem die Ausbildung und Einstellung von gutem pädagogischem Personal ist eines unserer wichtigsten Ziele. Hinzu kommt der Ausbau der Ganztagsgrundschule in Abstimmung mit den jeweiligen Schulen und den Eltern. Ebenso gehört der geregelte und abgestimmte Übergang der Horte und Schülerhäuser hin zur Ganztagsgrundschule zu unseren Zielen.

3. Wo sehen Sie den größten Entwicklungsbedarf bei der Kinderbetreuung in Stuttgart?

Die größte Herausforderung besteht zum einen im Ausbau der Schulkindbetreuung im Rahmen eines Ganztagsangebot, parallel zum Umbau der Schullandschaft. Zum anderen wird die Inklusion von Kindern mit Handicap eine Herausforderung, die wir gerne anpacken. Denn durch das gemeinsame Spielen und Lernen profitieren alle Kinder in ihrer Entwicklung. Darüber hinaus halten wir ein umwelt- und naturschutzpädagogisches Angebot für äußerst wichtig, um frühzeitig das Bildungsziel für eine nachhaltige Entwicklung voranzubringen.
Bei der Realisierung des geplanten und beschlossenen Ausbaus der Kinderbetreuungseinrichtungen und beim erfolgreichen und gelingenden Übergang von der Kita auf die Grundschule.
Siehe Frage 2, der größte Entwicklungsbedarf liegt sicher zunächst bei einem qualitativ und quantitativ exzellenten Angebot von Plätzen, die gut erreichbar unddezentral in den Wohngebieten liegen bzw., wenn Eltern dies wünschen, auch durch Firmen in der Nähe des Arbeitsplatzes mitfinanziert werden.

CDU

Das schon hohe Niveau der Kinderbetreuung auch bei rasanter Ausbaugeschwindigkeit zu halten und zu steigern.

SPD

siehe Antwort zu Frage 2
Im Bereich der Ganztagsgrundschule und der damit verbundenen Betreuung bis 15 bzw. 16 Uhr liegt ein großer Entwicklungsbedarf. Der Druck wird in den nächsten Jahren zunehmen, wenn die Kinder, die jetzt in die Kitas gehen, in die Schulen kommen und die Eltern die gleiche qualitätsvolle Betreuung, aber auch die ausgedehnten Betreuungszeiten haben wollen. Daneben sehen wir ebenfalls großen Entwicklungsbedarf im Bereich der Inklusion.

4. Welchen Stellenwert geben Sie Fragen der Kinderbetreuung im Vergleich zu anderen kommunalpolitischen Handlungsfeldern?

Da die Versorgung noch nicht sichergestellt ist und die qualitative Entwicklung dem quantitativen Ausbau der Betreuungsplätze hinterherhinkt, bleibt das Thema für uns politisch ganz zentral. Zudem stärkt ein hochwertiges und auch frühkindliches Betreuungsangebot insbesondere Frauen in der Arbeitswelt, was uns LINKEN ein ganz wesentliches politisches Ziel zur Gleichstellung ist. Wir wollen gleiche Chancen für alle, unabhängig vom sozialen Hintergrund eines Kindes.
Einen angemessenen!
Wir haben in unserem Programm fünf zentrale Handlungsfelder definiert, die alle dazu beitragen, dass es Familien in Stuttgart gut geht, unter dem Punkt „Gleiche Chancen für alle“ thematisieren wir dabei auch die Frage der Kinderbetreuung:
Gegen Klimawandel und Ressourcenverschwendung durch ungezügeltes Wachstum wollen wir die Energiewende und den Wandel zur CO2 neutralen Stadt verwirklichen. Wir wollen den Umbau der Verkehrs- und Transportsysteme, um Treibhausgasemissionen und Feinstaub zu senken, eine Stadt der kurzen Wege, weg von der Dominanz des Autos, hin zum Ausbau des ÖPNV. Ein zukunftsorientierter Städtebau muss angesichts des Klimawandels eine Stadt schaffen, die die Bedürfnisse nach Wohnen, Arbeiten, Leben, Kultur erfüllen hilft. Kaltluftschneisen und Parks müssen erhalten und ausgebaut werden. Statt Armut ein gutes Leben und gerechte Chancen für alle: ausreichender, bezahlbarer Wohnraum, kostenloser Nahverkehr, kostenlose KiTa-Plätze, kostenloses Mittagessen an KiTas und Schulen. Wir brauchen insgesamt mehr Bürgerbeteiligung und Transparenz.

CDU

Der Gemeinderat hat in den letzten Jahren mit breiter Mehrheit gezeigt, dass ihm das Thema Kitas und Schulen prioritär ist. Leider hat die Mehrheit aus Grünen / SPD und SÖS/LINKE in den letzten Haushaltsberatungen für die Jahre 2014/15 die vom Oberbürgermeister und Kämmerer vorgeschlagenen Finanzmittel für den weiteren Ausbau der Kitas gegen die Stimmen der CDU um mehrere Millionen gekürzt. Das wollen wir, wenn wir nach der Kommunalwahl wieder Mehrheitsführer werden sollten, im nächsten Haushalt berichtigen.

SPD

Einen sehr hohen. Das hat die SPD-Gemeinderatsfraktion in ihrer Prioritätensetzung in den Haushaltsberatungen der letzten Jahre immer wieder unter Beweis gestellt.
Die Kinderbetreuung bzw. die Bildung in Stuttgart sind zentrale Punkte in der Kommunalpolitik. Nimmt man die Investitionen in die Bereiche Kinderbetreuung und die Schulen zusammen, sieht man, dass hier die Schwerpunkte auch im Haushalt 2014/2015 liegen: Der Ausbau der Kitas, der Ganztagesschulen, der Schulentwicklung und der Schulsanierungen nahmen und nehmen eine gewichtige Rolle ein. Das wird auch an der Investitionshöhe deutlich: in den genannten Bereichen sind pro Jahr rund 200 Mio. EUR veranschlagt.

5. Was wollen Sie tun, um den Fachkräftemangel und häufigen Personalwechsel in den Stuttgarter Einrichtungen zu bekämpfen?

Generell streben wir eine Höhergruppierung der Erzieher_innen in die Entgeltgruppe S8 an, auch um die hohen Miet- und Lebenshaltungskosten in Stuttgart auszugleichen. Auch ist die Personalbemessung zu verbessern, um den Druck und die gesundheitliche Belastung der Beschäftigten zu senken. Die momentan gewährte Sonderzulage kann nur eine Übergangsmaßnahme sein. Auch sollte die Ausbildung in den sozialpädagogischen Fachschulen für die angehenden Erzieher_innen prinzipiell kostenfrei sein. Für sinnvoll erachten wir die praxisintegrierte Ausbildung (PIA). Hier muss die Zahl der Ausbildungsplätze erhöht werden.
Insgesamt ist eine Intensivierung der Ausbildungsmöglichkeiten für Erzieherinnen notwendig. Der Quereinstieg in den Erzieherberuf sollte deutlich ausgebaut und intensiviert werden.
Wir wollen den Beruf der Erzieherin und des Erziehers aufwerten und absichern. Um die Personalgewinnung zu beschleunigen, muss der Beruf attraktiver gestaltet werden. Daher soll für alle qualifizierten Erzieherinnen und Erzieher die Entgeltgruppe S8 eingeführt werden. Genauso müssen die Kita-Leitungstätigkeiten angemessen vergütet werden. Sie sollten gemäß der Anzahl der Gruppen in einer Einrichtung eingruppiert werden. Für frühkindliche Förderung brauchen wir pädagogische Fachkräfte.
Es ist auch falsch, den Bonus+ (100 Euro für einen befristeten Zeitraum) im Zuge der Anwerbung von Erzieherinnen und Erziehern gegen die notwendige Anhebung der Gehälter der Erzieherinnen und Erzieher aufzurechnen. Um die Personalgewinnung zu beschleunigen, bedarf der Beruf der Erzieherin und des Erziehers einer grundlegenden Aufwertung. Wertschätzung drückt sich auch in der Bezahlung aus. Nur tariflich abgesicherte Entlohnung bietet Beschäftigten Sicherheit für ihre Familien – und generelle Zukunftsplanung.
Wir kritisieren zudem die gesetzliche Vorgabe der grün – roten Landesregierung, dem Mangel an Erzieherinnen und Erziehern zu begegnen, indem die Stellen mit „berufsfremdem“ Personal besetzt werden können. Diese haben keine ausreichenden (früh-)pädagogischen oder entwicklungspsychologischen Kenntnisse in ihrer Ausbildung erworben. Auch lassen sich durch eine 25-Tage-Fortbildung oder ein einjähriges betreutes Berufspraktikum nicht die Qualitätsstandards bilden, die eine vierjährige Ausbildung zur Erzieherin oder zum Erzieher schafft. Deshalb soll die Stadt Stuttgart auf die Beschäftigung dieser berufsfremden Gruppen verzichten. Stattdessen fordern wir eine deutliche Erhöhung der Ausbildungsquoten und Umschulungsmöglichkeiten zum Beruf der Erzieher_In.

CDU

Wir müssen die Bezahlung verbessern, Angebote für günstigen Wohnraum für unser Personal schaffen, attraktive Fortbildungen bieten und unsere Kitas baulich (innen und außen) zu einem schönen Arbeitsumfeld machen. Dass dazu das Ansehen des Berufsbildes in der Gesellschaft aufgewertet werden muss ist unverzichtbar, dabei sind die Möglichkeiten einer Kommune aber leider beschränkt.

SPD

Wir haben uns seit mehreren Jahren für eine „Großstadtzulage“ von immerhin 100 Euro pro ErzieherIn eingesetzt und diese im Gemeinderat in den letzten Haushaltsberatungen auch mit durchgesetzt. Besser noch wäre eine strukturelle Höherstufung von S6 auf S8 gewesen; aber das war leider (noch) nicht mehrheitsfähig. Auch die nun laufende Werbekampagne der Stadt haben wir im Jugendhilfeausschuss eingefordert. Und wir unterstützen nachdrücklich die von der Landesregierung eingeführte praxisintegrierte ErzieherInnenausbildung (PIA).
Die Stellen in diesen Bereichen müssen attraktiv sein, ebenso wie das Leben in Stuttgart. Dazu gehören neben Gehaltszulagen für die Fachkräfte, wie sie im letzten Haushalt beschlossen wurden, auch der Bau von bezahlbarem Wohnraum, die Ausweitung der beruflichen Ausbildung wie PIA und eine gute Ausstattung der Kitas. Wir glauben, dass, wenn man auf alle diese Faktoren achtet, eine gute pädagogische Arbeit ermöglicht werden kann.

6. Nach welchen Grundsätzen würden Sie die Vergabe von Kinderbetreuungsplätzen steuern?

Eine Zentralsteuerung über das Portal Kits halten wir für sinnvoll, sofern dabei ein Vorrang für die Wohnortnähe, die Trägerschaft und das Modell Berücksichtigung findet. Freie Träger sollten ihre Betreuungs-Angebote dazu vollständig in Kits integrieren.
Für uns Freie Wähler sind Kriterien wie rechtzeitige Anmeldung, die soziale Situation, die Wohnortnähe der Kita und Geschwisterkinder wichtig.
Es fällt uns schwer, hier eine Rangordnung der Wichtigkeit für die verschiedenen Gruppen festzule-gen. Für ein alleinerziehendes Elternteil oder Eltern, die beide arbeiten wollen oder müssen, können wir keine Prioritäten setzen. Deshalb ist es ja so wichtig, dass es genügend Plätze für alle Kinder in den verschiedensten von den Eltern gewünschten Betreuungsformen gibt und nicht die eine oder andere Gruppe bevorzugt wird.

CDU

Wir halten hier nach wie vor ein System einer möglichst zentralen Anmeldung und Platzvergabe für zweckmäßig und erfolgsversprechend. Wenn möglich sollte natürlich die Nähe zwischen Wohnsitz und Betreuungseinrichtung berücksichtigt werden, schon um Verkehr zu vermeiden.

SPD

Nach sozialen Grundsätzen: Alleinerziehend und berufstätig, die Berufstätigkeit beider Eltern oder der Vorrang von Geschwisterkindern sind Vorzugskriterien, hinter denen wir stehen. Wichtig ist, dass es in den Einrichtungen vor Ort auch transparent und gerecht gehandhabt wird.
Die Vergabe von Betreuungsplätzen erfolgt im Großen und Ganzen zielführend. Jedoch funktioniert die zentrale Abstimmung und die Erleichterung für die Eltern nicht immer. Die Bedürfnisse der Eltern müssen deshalb besser berücksichtigt werden und es muss für diejenigen, die sich bewerben, einfach und transparent sein.

7. Wie schätzen Sie die derzeitige Essensversorgung in den Kindertageseinrichtungen und Horte in Stuttgart ein (Qualität, Preis, Bioanteil)?

Für uns gilt der Grundsatz, dass alle Kinder hochwertig versorgt werden müssen und die Essensversorgung beitragsfrei gemacht wird. Wir unterstützen den Ansatz: regional, saisonal und biologisch. Wie schon genannt halten wir am Ziel fest, die Ernährungspädagogik in die Kitas einzubetten durch gemeinsames Zubereiten und Kochen in örtlichen Küchen.
Ordentlich! Angesichts eines tatsächlichen Essenspreises (Vollkostenbasis) von ca. 5 bis 7 Euro je Essen, halten wir den Essenspreis für angemessen, auch weil Kinder mit Bonuskarte nur 1 Euro bezahlen.
Wir wissen, dass das Angebot in den verschiedenen Einrichtungen in der Regel nicht so ist, dass Kinder (und Eltern) damit wirklich zufrieden sein können. Dies betrifft sowohl Frische, Bioanteil und in der Regel auch den Preis. Das Mittagessen muss an allen Schulen ernährungsphysiologisch ausgewogen, aus regionalen Produkten, möglichst aus biologischem Anbau und für alle kostenlos sein. Dabei sind Regionalität und Frische neben dem kostenlosen Angebot für uns von ganz zentraler Bedeutung. Wir haben im Gemeinderat beantragt, dass die Verwaltung eine Planung vorlegt, um langfristig an Schulen ein kostenloses Mittagessen zu ermöglichen, das den Ansprüchen einer gesunden und geschmackvollen Ernährung gerecht wird. Dazu gehört auch, dass Kinder den Umgang mit Lebensmitteln erlernen und auch selber kochen können. Deshalb soll bei jedem Umbau einer Schule zur Ganztagesschule nicht nur eine Mensa, sondern auch eine Küche eingeplant werden.

CDU

So lange wir über Essen reden, egal ob an Kitas, Schulen, Klinikum oder Altersheim, wird es immer Diskussionen um die Fragen der Qualität und des Geschmacks geben. Wir haben hier eine gute Grundlage geschaffen, die Qualität ist aber immer wieder zu überprüfen, und wenn nötig nachzusteuern. Wichtiger als die absolute Fixierung auf Bio ist uns, dass die Kinder auch erfahren, welche Lebensmittel da im Essen stecken, wie diese aussehen, wo diese wachsen und geerntet werden. Der Zusammenhang zwischen Erzeugung und Essen muss wieder besser erlebbar sein. Den aktuellen Preis für das Essen ist stark öffentlich subventioniert, wir halten dies aber für unsere Kinder für angemessen.

SPD

Wir halten das Angebot alles in allem für in Ordnung. Kritik im Einzelfall gehen wir gerne nach.
Essen ist ein wichtiger Bestandteil der Ganztagsbetreuung. Deshalb muss die Essensversorgung besser werden. Dazu soll das im Haushalt beschlossene Programm „vom Feld auf den Tisch“ beitragen. Dieses soll schon bei den Kleinsten ein Bewusstsein für Lebensmittel schaffen. In allererster Linie haben wir aber mehr Geld für bessere Qualität und mehr Biolebensmittel für die Essensversorgung in den Kitas bereitgestellt.

8. In welcher Form sollte aus Ihrer Sicht künftig die Nachmittagsbetreuung der Schulkinder geregelt sein? Bitte nehmen Sie auch zur Gruppe der Schulkinder bis 14 Jahre an weiterführenden Schulen Stellung!

Wir wollen den Ausbau der Ganztagesbeschulung voranbringen, d.h. auch für die weiterführenden Schule, weil sie die Chancengerechtigkeit bisher benachteiligter Kinder verbessert. Unser Ziel ist hier das Angebot bis mindestens 16.00 Uhr. Damit tatsächlich ein Bildungsangebot anstatt bloßer Betreuung am Nachmittag stattfinden kann, muss Verbindlichkeit vorausgesetzt sein. Eine stärkere Flexibilisierung ist nicht im Sinne der Kinder. Auch sollen diese Angebote als Teil des Bildungsauftrags für alle beitragsfrei gemacht werden. Damit die Kinder und Jugendlichen eine selbstbestimmte Freizeit nach der Ganztagesschule haben, muss die Hausaufgabenbetreuung nachmittags erfolgen.
Wir setzen uns für eine größtmögliche Flexibilität der Betreuungsangebote ein. Das heißt: Ganztagesangebote für die Kinder und deren Eltern, die es wünschen und brauchen. Flexible Ganztagesangebote für die Eltern, die in Teilzeit arbeiten und sich verstärkt selber um ihre Kinder kümmern wollen. Wir wollen kein Entweder-Oder! Wir setzen uns für ein vielfältiges und ausdifferenziertes, auf die Belange der Eltern und Kinder ausgerichtetes Betreuungsangebot ein. Priorität in der Betreuung haben bei uns die Grundschulkinder sowie die 5.- und 6.-Klässler.
Wir sind zunächst dafür, dass alle Schulen, egal welcher Schulart, die dies wollen, zu Ganztagesschulen mit einem entsprechenden Angebot werden können. SÖS setzt sich dafür ein, Horte in den Stadtteilgebieten zu erhalten, in denen die erforderlichen Qualitätsstandards für die Einrichtung von Schülerhäusern und Ganztagsschulen noch nicht erfüllt sind. Beim Ausbau der Grundschulen zu Ganztagsschulen mit der teilweise angewandten Übergangslösung der Schülerhäuser zeigt sich, dass nicht alle Grundschulen auf Anhieb die Voraussetzungen schaffen können, um eine qualitativ gute Ganztagsschule anbieten zu können. Eine große Herausforderung für alle Beteiligten sind neben der Erarbeitung der pädagogischen Konzepte die räumlichen Probleme. Selbst bei der Übergangslösung mit einem Schülerhaus sind an manchen Schulen die räumlichen Kapazitäten begrenzt. Dennoch haben alle Schülerinnen und Schüler einer Schule das Recht auf einen Betreuungsplatz im Schülerhaus. Deshalb sollen in der Ganztagsschule für alle Schülerinnen und Schüler sowie Lehrerinnen und Lehrer angemessene Räumlichkeiten vorhanden sein: für Unterricht und Betreuungs-Aktivitäten – etwa Musikräume, Technikräume, Sport- und Spielräume, Ruhe- und Rückzugsräume (auch für das Lehr- und Betreuungspersonal) sowie Büros und Besprechungsräume. Ferner besteht für jedes Kind in Ganztagsbetreuung das Recht auf ein gesundes, warmes Mittagessen. Auch das können nicht alle Schülerhäuser und Schulen sofort gewährleisten.

CDU

Die CDU tritt ganz klar für flexible Angebote an Grundschulen und den ersten Jahren der weiterführenden Schulen ein. Neben der Ganztagesschule muss es die klassische Halbtagesschule geben, mit zusätzlich buchbaren Angeboten der Betreuung an einzelnen Tagen bis mindestens 17 Uhr. Der größte Teil der Eltern benötigt weder die reine Halbtagesschule (bis max. 14 Uhr) noch die Ganztagesschule an vier Tagen der Woche, sondern den flexiblen Bereich dazwischen.

SPD

Bekanntlich können sich bis 2020 die Grundschulen in Stuttgart entscheiden, ob sie eine Halbtagesschule oder Ganztagesschule anbieten wollen. Ganztagesschulen bieten aus unserer Sicht eine optimale und ganzheitliche Verzahnung von Bildung, Freizeit, Pädagogik und Betreuung. Im Rahmen eines rhythmisierten Unterrichts werden gerade nachmittags die Angebote von freien Trägern, Vereinen und Institutionen, die im Stadtteil verankert sind, ein wichtiges Standbein der Schule sein. Dabei müssen sich Schule und Sozialpädagogik „auf Augenhöhe“ befinden und die Zuständigkeiten klar geregelt sein – dafür haben wir die Weichen gestellt. Was die weiterführenden Schulen betrifft, so erfreut sich die Gemeinschaftsschule (die ja immer auch Ganztagsschule ist) auch in Stuttgart großer Beliebtheit. Hier kommt es auf das jeweilige Konzept jeder einzelnen Schule an; dabei begleiten wir sie gerne mit Rat und Tat. Und selbstverständlich unterstützen wir auch Gymnasien auf ihrem Weg zu Ganztagsschulen, etwa durch Bezuschussung des Mittagessens oder die Bereitstellung einer entsprechenden räumlichen Ausstattung. Entscheidend für das Land ist auch hier ein überzeugendes pädagogisches Konzept.
In Zukunft soll es zwei Modelle geben. Die Halbtagesschule und die Ganztagsgrundschule. Die Ganztagsgrundschülerinnen und –schüler sollen dabei die Möglichkeit haben, entweder bis 15 Uhr oder bis 16 Uhr in der Schule zu bleiben. Eine Betreuung bis17 Uhr ist außerdem „zubuchbar“. An diese Zeiten, denen auch ein pädagogisches Konzept zu Grunde liegt, sollen sich Zusatzangebote von Vereinen oder anderen außerschulischen Angeboten anschließen. Wichtig ist uns, dass die Kinder in der Ganztagesschule nicht nur betreut werden, sondern dass dort qualitativ hochwertige Bildung stattfindet. Ob eine Schule Ganztagsgrundschule wird oder Halbtagsschule bleibt, entscheidet die Schule zusammen mit den Eltern. Die Frage der Ganztagesschule in den weiterführenden Schulen (Betreuung bis 14 Jahre) haben wir bereits vor geraumer Zeit aufgeworfen. Sie ist noch nicht gelöst und wird auch Thema für den neuen Gemeinderat sein.