Themen des GEB

Stellungnahme des GEB KiTa Stuttgart zu den laufenden Tarifverhandlungen im SuE 2022

Stellungnahme zum Tarifkonflikt

Sehr geehrter Herr Dr. Nopper, sehr geehrte Frau Fezer,

in der aktuellen Tarifrunde für die Mitarbeiter*innen im Sozial- und Erziehungsbereich unterstützen wir als Gesamtelternbeirat der städtischen Kitas, Horte und Schülerhäuser in Stuttgart die Ziele des pädagogischen Fachpersonals für

  • eine Entlastung von fachfremden Tätigkeiten, z. B. durch ausreichend Büro- und Küchenfachkräfte sowie Hausmeister,
  • die qualitative Verbesserung der Betreuungsbedingungen, z. B. einen Personalschlüssel nach wissenschaftlichen Mindeststandards (inkl. Einberechnung von Urlaubs-, Fortbildungs-, Pausen- und Krankheitszeiten), um die psychische und physische Entwicklung und Gesunderhaltung der Kinder und des Personals zu gewährleisten,
  • verbindliche und festgeschriebene Verfügungszeiten zur Vor- und Nachbereitung der pädagogischen Arbeit, um Entwicklungsdokumentationen, Elterngespräche, Telefonate mit Institutionen und Therapeuten und die Planung und Reflexion pädagogischer Angebote in Ruhe und nicht mehr auf Kosten der Betreuung erledigen zu können,
  • das Recht und ausreichend (vergütete) Zeit für Fort- und Weiterbildung und
  • eine angemessene finanzielle Anerkennung ihrer Arbeit.

Ein seit Jahren zu knapp bemessener Personalschlüssel und offene Stellen führen schnell zu Einschränkungen bei der Betreuung, allerdings sind sowohl die Kinder auf einen routinierten Alltag und die frühkindliche Bildung als auch die Familien auf eine verlässlich gute Betreuung angewiesen. Deshalb brauchen wir Personalschlüssel, die den Mindestanforderungen der Fachwelt entsprechen.

Wir möchten für unsere Kinder gute Bildung, Erziehung und Betreuung. Unsere Kinder sollen nicht aufbewahrt werden, während wir arbeiten oder andere Verpflichtungen haben, sondern sollen sich in Kita oder Schule wohlfühlen, mit anderen Kindern spielen, Spaß haben und gleichzeitig lernen und sich weiterentwickeln. Deshalb brauchen wir in den Kitas und Schulen gut ausgebildete und engagierte Fachkräfte, die ihre Arbeit gern machen, gesund sind und bleiben.

Alleine beim städtischen Kita-Träger fehlen in Stuttgart seit Jahren durchschnittlich ca. 250 Fachpersonen zur Betreuung und Bildung unserer Kinder. Die Fachkräfte haben ständig das Gefühl, den Kindern nicht gerecht werden zu können. Notwendig sind deshalb kleinere Gruppen und weniger Arbeitsbelastung für das Fachpersonal. Hinzu kommen die aktuellen Herausforderungen durch den Krieg in der Ukraine für die Soziale Arbeit insgesamt. Kriegsflüchtlinge müssen nicht nur aufgenommen und mit dem Nötigsten versorgt werden, sondern sie müssen auch betreut, aufgrund ihrer schrecklichen Kriegserlebnisse psychisch begleitet und bei uns integriert werden.

Der aktuelle Streik belastet die Familien außerordentlich, da schon durch die mit der Pandemie einhergehenden Schließungen der Kitas, zuletzt vor allem durch krankheitsbedingten Ausfall der pädagogischen Fachkräfte bedingt, die Möglichkeiten der Betreuung zuhause ausgereizt wurden. Neuerlicher Betreuungsausfall führt daher unweigerlich mindestens zu unbezahltem Urlaub und häufig auch zu Konflikten mit dem jeweiligen Arbeitgeber. Im Moment gehen die finanziellen Auswirkungen des Streiks ausschließlich zu Lasten der Familien, denn die Gebühren müssen unverändert weiterbezahlt werden, egal ob eine Betreuung in Anspruch genommen werden kann oder verschärfend noch ein Einkommensverlust durch unbezahlten Urlaub hinzukommt.

Nun droht sogar ein unbefristeter Streik. Daher dringen wir nachdrücklich auf eine zügige Einigung der Tarifparteien, denn früher oder später muss der Konflikt ja beendet werden. Je länger eine Einigung hinausgezögert wird, desto mehr werden die Kinder und ihre Familien darunter zu leiden haben. Die Stadt Stuttgart ist sowohl gesetzlich als auch vertraglich dazu verpflichtet, die Förderung und Betreuung unserer Kinder in einer KiTa sicherzustellen. Dieser Verpflichtung kommt sie während des Streiks nur ungenügend nach. Daher fordern wir stellvertretend für alle Eltern, deren Kind in einer städtischen Einrichtung in Stuttgart betreut wird, die anteiligen Kosten für die ausgefallenen Betreuungstage durch die Warn- und den eventuellen unbefristeten Streik zuzüglich des jeweiligen Essensgeldes zu erstatten.

Für unsere Kinder fordern wir Sie hiermit nachdrücklich auf, die Forderungen der Beschäftigten anzuerkennen und sich in Ihrem Kommunalen Arbeitgeberverband für konstruktive Verhandlungen mit der Gewerkschaft ver.di einzusetzen, um eine Einigung zu ermöglichen und den unbefristeten Streik abzuwenden!

Die Stuttgarter Kinder, Eltern und Bürger*innen werden es Ihnen danken.

Mit ungeduldigen Grüßen,
Ihr Gesamtelternbeirat der städtischen Kitas, Schülerhäuser und Horte