Die neueste Studie „Ländermonitor – Frühkindliche Bildungssysteme 2019 der Bertelsmann-Stiftung“ ist erschienen. Bezogen auf Baden-Württemberg wird positiv hervorgehoben, dass sich die Anzahl der Erzieher*innen in den letzten Jahren fast verdoppelt hat und der massive Ausbau an Betreuungsplätzen vorangeht. Der Betreuungsschlüssel ist nirgendwo so günstig wie in Baden-Württemberg.
Trotzdem reichen die guten Nachrichten nicht für eine Atempause:
„Allerdings sieht das Betreuungsverhältnis im Kita-Alltag immer ungünstiger aus, da nicht die gesamte Arbeitszeit für die Betreuung der Kinder zur Verfügung steht. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass rund ein Drittel der Arbeitszeit einer Erzieherin außerhalb der pädagogischen Praxis benötigt wird: zum einen etwa für Elterngespräche, Qualitätsentwicklung oder Bildungsdokumentationen, zum anderen für Urlaub und Fortbildungen.“ Bei längeren Ausfallzeiten durch Krankheit verschlechtert sich die Betreuungssituation weiter, v.a. wenn kein Vertretungspersonal zur Verfügung steht. In der Praxis schnellt dann der Betreuungsschlüssel von 3 auf 4,5 Kinder pro Mitarbeiter*in Krippen und von 7 auf 10,5 Kinder in Kindergärten hoch.
Die Bertelsmann-Stiftung rechnet mit einem weiter steigenden Fachkräftebedarf „für mehr Plätze, eine gute KiTa-Qualität, und den Ausbau der Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder“.
Durch das „ Gute-Kita-Gesetz“ der Bundesregierung und den „Pakt für gute Bildung und Betreuung“ unterstützen Land und Bund die Kommunen bei der Aus- und Weiterbildung zusätzlicher Fachkräfte.
Der GEB begrüßt diese Entscheidungen, weist aber auch darauf hin, dass angesichts des bereits bestehenden enormen Fachkräftemangels insbesondere in großen Städten und angesichts des kommenden Rechtsanspruches auf Betreuung im Grundschulalter noch weitere, zusätzliche Anstrengungen erforderlich sind.
Hier sehen wir die Kommunen zuvorderst in der Pflicht. Angesichts der laufenden Haushaltsberatungen fordern wir insbesondere die „kinderfreundliche“ Stadt Stuttgart dazu auf, eine Fachkräfteoffensive zur Sicherung der bestehenden Personaldecke und zur Gewinnung zusätzlicher Kräfte, z.B. aus dem Ausland, durchzuführen. In mehreren Gesprächsrunden und Podiumsdiskussionen sind seitens der Gesamtelternbeiräte konkrete Maßnahmen dazu vorgeschlagen worden. Auch in den letzten beiden Bürgerhaushalten erzielten unsere Vorschläge viel Zustimmung. Bisher mündete dies aus unserer Sicht nur unzureichend in konkrete Maßnahmen seitens der Stadtverwaltung.
Angesichts des kommenden Rechtsanspruchs auf Betreuung im Grundschulalter sollte zudem der Fachkräftekatalog auf die Bedürfnisse der Grundschulkinder angepasst werden. Konkret: der Kreis der Fachkräfte die als Erstkraft eingestellt und eingruppiert werden darf, sollte hierfür erweitert werden.
Für den Gesamtelternbeirat der städtischen Kindertageseinrichtungen, Horte und Schülerhäuser
Gabriele Walz
Der Betreuungsatlas wird von der Dortmunder Arbeitsstelle Kinder- und Jugendhilfestatistik erstellt und untersucht lokale Unterschiede in der Kindertagesbetreuung im Bundesgebiet.
Gegenstand der Analyse sind die Betreuungssituation der Kinder U3, Betreuungsumfang, Personalressourcenschlüssel, Gruppenumfang, Qualifikation von Fachkräften in Kindertageseinrichtungen und die breite Untersuchung lokaler Einflüsse (z.B. Ost und West) auf die Inanspruchnahmequote der gestellten KiTa-Plätze.